Vereinsgeschichte

Geschichte der Kanu-Vereinigung Kiel

50 Jahre KVK

Die Kanu-Vereinigung Kiel ist im Jahre 2016 50 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass ist eine Festschrift herausgegeben worden, die Ihr hier herunterladen könnt.

1947: Der Neubeginn

Die folgenden Zeilen wurden geschrieben aus der Sicht eines Kanuten der 1949 mit diesem Sport begann und dabei zwei Kanuvereine kennenlernte, welche nach dem 2. Weltkrieg in den Reventlou-Arkaden eine neue Bleibe gefunden hatten:
Die Kieler Kanu Gesellschaft von 1924 und die Schleswig-Holsteinischen-Wasserwanderer von 1930 hatten kurz vor Ende des Krieges dasselbe Schicksal erlitten und ihre Bootshäuser mit dem gesamten Bootsmaterial durch Bombentreffer verloren. Schon 1946 begannen Kanuten die Arkaden des ehemaligen Marine Regatta Vereins in Eigenleistung als Bootshaus herzurichten. Das benötigte Material wurde zum größten Teil in Nacht und Nebelaktionen von versenkten Kriegsschiffen im Kieler Hafen abgeborgen. Im Jahre 1947 wurden die Bootshäuser durch den unvergessenen Oberbürgermeister Andreas Gayk persönlich eingeweiht.

Dort waren die Vereine Mieter bei der Landesregierung Schleswig Holstein, und schon damals war den Vorständen klar daß dies kein Zustand auf Dauer bleiben kann, denn in den Bootshallen gab es keinen festen Bodenbelag und alle Räume waren trotz aller Anstrengungen auf Abhilfe nur bessere Tropfsteinhöhlen. Fließend Wasser und sanitäre Anlagen waren nicht vorhanden. Die Sportler waren auf das Entgegenkommen des benachbarten Wirtes – Herrn Klindsmann und später dann Herrn Härtel (vom Reventlou Pavillon) – angewiesen.

Arkaden bei Hochwasser

Im Frühjahr war es in beiden Vereinen üblich, die Spuren des Winters und die Schäden der herbstlichen Überschwemmungen an den Bootshäusern zu beseitigen: In erster Linie mußten die Bootsstege (Zitat: das waren ja unsere eigenen, und das ist Knüppelarbeit !) wieder hergerichtet und die Kaimauer ausgebessert werden. Fertigstellungstermin war – wie auch heute noch üblich – der Tag des Anpaddelns. Nur mit einem kleinen Unterschied: Zu diesem Termin mußten damals auch die Boote fertig sein! Denn: Plastikboote gab es noch nicht. Zu der Zeit fuhr man in sogenannten „Plünn Kreuzern“.
Diese selbstgebauten Kajaks bestanden aus einem Holzgerüst, welches mit Leinen bezogen und mit diversen Farbanstrichen versehen wurden. Diese Anstriche mußten jedes Jahr erneuert werden. Alle Kanuten, welche zu der Zeit aufs Wasser wollten, mußten ihr Boot registrieren lassen und mit einer riesigen R Nummer versehen. Auch war es zu der Zeit noch erforderlich, einen Angelschein zu besitzen. Jetzt übte der Kanute nicht seinen Sport aus, sondern er war als Fischer auf Nahrungsfang tätig.

Paddeln mit Bus und Anhänger

Nach Freigabe des Hafengewässers kam der Wandersport langsam wieder in Schwung. Bei den Schleswig Holsteinischen Wasserwanderern übernahm Kurt Heide wieder die Führung des Vereins und bei der Kieler Kanu Gesellschaft war es Karl Heinz Doose. Die Kieler Kanu Gesellschaft hatte zu der Zeit etwa 40 Mitglieder.

1950: Rennsport

Ab etwa 1950 wurde auch wieder an den Rennsport gedacht. Die ersten Meisterschaften wurden zum großen Teil noch in Faltbooten gefahren! Später wurden dann die ersten klassifizierten Rennboote (1er, 2er und 4er) sowie Kanadier angeschafft. Ein herausragendes Ereignis war damals eine Regatta in Rostock, an der die Schleswig-Holsteinischen-Wasserwanderer u.a. mit Friedhelm Büll, Rolf Dierks, Werner Bründel und Hans Peter Jensen vertreten waren. Ein Novum im Rennsport war „Mixer“: Wenn er die Mannschaft seines 10er Kanadiers anfeuerte, blieb den Sportlern nur die Flucht nach vorn.

Ruhiger, aber sehr geordnet ging es da im Wasserwandern zu: Es wurde immer geschlossen auf Fahrt gegangen. Das Zelten an geeigneten Orten stellte zu der Zeit nie ein Problem dar. Ein kurzer Besuch beim Bauern oder Grundstückseigentümer war genug, um 1 oder 2 Nächte dort zu verbringen.

Mit der Zeit wurde es auch möglich, innerhalb Deutschlands Fahrten zu unternehmen. Das Faltboot, der Bootswagen und die Deutsche Bundesbahn machten es möglich. Wochenendziele waren in der Hauptsaison Falckenstein (sanitäre Einrichtungen in den Katakomben), Bülk, Heidkate, Neu- Stein (dahinter später DKV- Zeltplatz) oder Möltenboe. Mit dem Auto ging das gemeinsame Erleben des Kanusports langsam zurück. Viele fuhren alleine, manche noch in kleinen Gruppen.

Von der Planung zum 1. Spatenstich

Hausbau

Da der bauliche Zustand der Katakomben immer schlechter wurde, bestand die Hauptarbeit der geschäftsführenden Vorstände darin, einen Bootshausneubau zu planen. Die sportlichen Aktivitäten wurden den Fachwarten überlassen, so daß die Vorstände sich ganz dem neuen Ziel widmen konnten.

Ein großes Problem stellte die Standortwahl dar. Beide Vereine mußten abwägen, ob das Ostufer (Schwentine) oder doch eher das Westufer für ein neues Zuhause in Frage kamen. Da ein Großteil unserer Mitglieder auf dem Westufer wohnte, stand für die KKG fest, sich um eines der wenigen hierfür in Frage kommenden Grundstücke zu bemühen. Der Vorstand der SHWW bemühte sich weiterhin um ein Grundstück an der Schwentine (Alte Badeanstalt). Der KKG wurde seitens der Stadt Kiel ein Grundstück am Düsternbrooker Weg oder am Hindenburgufer (heutiger SVK) angeboten. Im Gespräch war damals sogar, ein „Wassersportzentrum“ an der Eider einzurichten. Schließlich blieb jedoch nur noch das Grundstück am Düsternbrooker Weg 44 im Gespräch.

In langen Verhandlungen mit der Stadt Kiel wurde uns im Mai 1963 das Grundstück in Form eines Erbbaurechts zugesprochen. Diese nicht immer leichten Gespräche wurden von unserem derzeit 1. Vorsitzenden Wolfgang Schwarz geführt. Am 14. September 1963 war es dann soweit: unser 1. Vorsitzender führte den 1. Spatenstich aus! Schwierigkeiten bei der Gründung des Hauses verzögerten den Baubeginn.

Im Frühjahr 1965 wurde Richtfest gefeiert. Nachdem das Haus unter Dach war, begann die Zeit der Eigenleistungen der Mitglieder, den Innenausbau voranzutreiben. Aber auch in dieser schwierigen Zeit der Bauphase kamen gesellschaftliche Ereignisse nicht zu kurz. Die Weihnachtsfeier im Kieler-Yacht-Klub mit lebendiger Musik oder die Tiroler Maskerade des Lyngby Kanu-Klubs in Kopenhagen waren Höhepunkte im Winterhalbjahr 1964/65.

Die Vereinsgründung

Schon jetzt wurden immer mehr Stimmen laut, beide Vereine unter einem Dach zu vereinen. Doch die Vorstände mußten auf den Versammlungen noch immer mit starken Argumenten aufwarten, um den Sinn einer Vereinigung vertreten zu können. Es war nur zu verständlich, daß gerade die ältere Generation sich nicht so schnell von der Tradition ihres alten Vereins lossagen konnte. Aber nach einigen außerordentlichen Mitgliederversammlungen war man sich schließlich einig: Am 3.10.1966 wurde nach Auflösung der Kieler Kanu-Gesellschaft und der Schleswig-Holsteinischen-Wasserwanderer die Kanu- Vereinigung Kiel gegründet.

Unter neuer Fahne und dem Vorsitz von Wilhelm Detlefsen ging es nun mit frischem Elan daran, die vielen Restarbeiten am neuen Heim auszuführen. Der Umzug vom alten ins neue Bootshaus brachte keine Probleme mit sich. Außer den Booten gab es nichts Mitnehmenswertes.

Aber ein Problem gab es doch noch: Einen Tag vor der Einweihung lief nichts mehr – das Abwasserrohr war verstopft. Wirtsleute und Vorstand bekamen feuchte Hände, aber mit einem letzten Kraftakt wurde das Hindernis – eine Zementtüte – aus dem Rohr entfernt. Ich möchte hier keine Namen nennen. Dafür feierten diese Mitglieder die Eröffnung des Hauses 24 Stunden früher als vorgesehen.

Zur Einweihungsfeier war dann alles, was Rang und Namen hatte, präsent und man sollte meinen, wir hätten zu klein gebaut. Von den Eröffnungsreden habe ich nicht viel behalten, aber einen Satz – gesprochen von unserem 1. Vorsitzenden – werde ich nicht vergessen, als er sagte: „Es ist schon schwer, ein Haus zu bauen, aber noch schwerer wird es sein, ein Haus zu unterhalten.“ An diesen Ausspruch wurden die Mitglieder immer wieder erinnert, wenn Vorstand und Bauausschuß zum Arbeitsdienst aufriefen.

Eine große Unterstützung für den Verein war derzeit der Motorsportklub Nordmark unter dem Vorsitz von Hermann David. Die Motorsportler trafen sich jeden Sonntagmorgen zum Frühschoppen. Der Trophäenschrank ist noch ein Relikt aus dieser Zeit. Der MSC bezog 1973 eigene Räume im Olympiazentrum.

An Leistungssport war derzeit nach der Gründung der KVK noch nicht zu denken. Die Rennboote wie auch die Kanadier waren veraltet und Neuanschaffungen waren aus finanziellen Gründen nicht zu realisieren. So beschränkte sich derzeit die Jugendarbeit mit zunehmenden Erfolg auf den Kanu-Wandersport. Unser neuer Vereinsstander war nicht nur auf Gewässern innerhalb der Bundesrepublik zu sehen, sondern auch damals schon in Finnland, Schweden, Dänemark, den Alands, Jugoslawien und Südfrankreich.

Von Papierkrieg und anderen ehrenamtlichen Aufgaben

Ein Jahr später bezog auch der Kieler Kanu-Klub sein neues Haus. Jetzt wurden auch die Anliegerstraße zu Germania sowie die Einstellplätze fertiggestellt. Einfügen möchte ich hier noch, daß fast das gesamte Vorgelände der Bootshäuser aus Trümmerschutt besteht.

Mit Fertigstellung der Kiellinie entstand auch die neue Brückenanlage. Die Vorstände fochten jetzt einen jahrelangen Streit um die Anliegerkosten mit der Stadt Kiel aus, denn inzwischen war auch der neue Düsternbrooker Weg fertiggestellt. Nach Ansicht der Stadt Kiel waren wir Anlieger beider Straßen! An diesem kleinen Beispiel wird wieder deutlich, daß die überwiegende Arbeit des geschäftsführenden Vorstandes der Umgang mit Behörden, Verbänden und anderen Sportorganisationen sein wird. Diese ehrenamtliche Tätigkeit kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, wenn man sich den hiermit verbundenen Papierkrieg einmal vor Augen führt. Ständige Kontakte zu Behörden und Verbänden sind aber nun einmal unumgänglich, um Konflikte wie z.B. derzeit zwischen Naturschutz und Wassersport schon von vornherein zu beheben.

Auch an die Fachwarte wurden immer neue Forderungen gestellt. Der Sportwart – sonst nur in der Saison tätig – wurde jetzt das ganze Jahr gefordert. Sei es für die Winterarbeit, die Turnhallenstunden zu organisieren, oder Termine in den Schwimmhallen abzusprechen. Dazu kommt dann noch die Überwachung und Förderung der Übungsleiter, aktive Gestaltung des Trainingsprogramms, Vorbereitungen auf Turniere etc.

Damit nun auch für Mitglieder, die aus welchen Gründen auch immer nicht mehr ins Boot steigen, das Vereinsleben attraktiv bleibt, bekam der Kanuwanderwart Konkurrenz aus eigenen Reihen. Es begann mit ein paar Herbstwanderungen in die Umgebung Kiels. Heute haben wir Skiwandern, Rad-Touren und fast ganzjährig Fußwanderungen im Angebot.

Viel Fingerspitzengefühl wird den Jugendwarten abverlangt – sind sie es doch, die unseren Nachwuchs mit dem Kanusport vertraut machen sollen. Zwei bis drei verregnete Wochenendfahrten mit Boot und Zelt können immer wieder zum Absprung verleiten. Was bleibt, ist – wie man so schön sagt – der harte Kern, der dann sorgfältig an den Leistungs- oder Wandersport herangeführt werden kann. Eine nicht immer leichte, aber schöne und interessante Aufgabe.

Mit Fertigstellung unseres Hauses hatten nicht nur unsere Boote eine trockene Unterkunft, wir hatten nun auch einen Klub- und Jugendraum. Hier finden unter anderem Schulungen für Schiedsrichter, Fahrtenbesprechungen, Lichtbilderabende, aber auch Feste statt. Dabei ist unser Festausschuß immer voll gefordert, mit begrenztem Etat größtmögliches auf die Beine zu stellen. Und wenn es im Klubraum zum Feiern einmal zu eng wird, muß eben auch die Bootshalle z.B. bei Oktoberfesten festlich dekoriert, mit herhalten.